
Know-how
Flachdach
Die Konstruktion von Flachdächern blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits um 3.000 v. Chr. wurden Flachdächer gebaut und mit Teer-Bitumen abgedichtet. Die Idee eines flachen Daches in wärmeren Klimazonen hat also eine jahrtausendealte Tradition. In klimatisch anspruchsvolleren Regionen dauerte die Entwicklung dieses Dachtyps jedoch länger. Erst ab den 1950er Jahren setzte sich das Flachdach sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich durch.
Ein Flachdach wird auf einem Tragwerk aus Holzkonstruktion, Stahlbetonmassivplatten, Profilblech oder einer massiven Stahlbetondecke aufgebracht. Der Aufbau der Abdichtungsschicht kann je nach Nutzung des Gebäudes oder bauphysikalischen Anforderungen unterschiedlich gestaltet werden. So unterscheidet man folgende Abdichtungsarten:
Warmdach
Das Warmdach ist ein unbelüftetes Flachdach. Vom Aufbau her hat man auf der Tragkonstruktion eine Ausgleichschicht, eine Dampfsperre, die Wärmedämmung, die Abdichtungsschicht sowie ggfs. eine Kiesschüttung. Die Abdichtung befindet sich also direkt auf der Dämmschicht. Wichtig ist, dass die Wärmedämmung von unten durch eine Dampfsperre vor der durch die Decke nach oben diffundierenden Feuchtigkeit geschützt wird. Die aufsteigende Feuchtigkeit stellte früher bauphysikalisch die größte Herausforderung an ein Warmdach dar, weil diese aus dem Innenraum abgeführt werden muss, denn der Weg nach oben ist versperrt, da es sonst zu Schimmelbildung kommen kann. Durch moderne Baumaterialien und eine optimierte Berechnung des Taupunktes sind diese Probleme beherrschbar geworden, erfordern jedoch zugleich höchste Aufmerksamkeit.
Kaltdach
Im Gegensatz zum Warmdach ist das Kaltdach ist ein belüftetes Flachdach, da zwischen der wärmedämmenden Schicht und der Dachabdichtung eine Luftschicht für den Abtransport von aufsteigender Feuchtigkeit sorgt – vorausgesetzt die Lüftungen sind richtig dimensioniert und angebracht, sodass die Feuchte nach außen abtransportiert werden kann. Man nennt ein Kaltdach auch zweischaliges Dach oder belüftetes Dach. Beispielhaft für einen Aufbau des Kaltdaches ist auf der Tragkonstruktion die Wärmedämmung, dann der Luftraum mit einer Tragkonstruktion für die Abdichtungsschicht, die Abdichtungsschicht und ggfs. eine Kiesschüttung. Eine Dampfsperre zwischen Tragwerk und Dämmung ist nicht notwendig, jedoch muss eine auf das Bauwerk abgestimmte Dampfbremse eingesetzt werden. Der Grund einer Dampfbremse ist die Vermeidung von Kondenswasser im Bereich der Dämmung, also eine kontrollierte Abgabe der diffundierenden Luftfeuchtigkeit in die Dämmung und dann in den Luftraum zur Abführung nach außen.
Warum ist die Steuerung der Feuchtediffusion wichtig?
Mit zunehmender Dämmleistung oder Dämmwirkung der Dämmschicht wird dem Lufthohlraum im Kaltdach weniger Wärme zugeführt. Das ist zwar erwünscht, führt jedoch gleichzeitig zu dem Problem, dass die in die Dämmschicht gelangende Feuchtigkeit nicht mehr abgeführt werden kann. Ein weiterer Effekt ist die schlechtere Konvektion im Hohlraum durch ansteigende Temperaturen. Die Bauphysik erklärt das sehr einfach, denn warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft. Im Winter enthält die warme Raumluft mehr Feuchte als die kalte Außenluft und Wasserdampf diffundiert durch die Wände und das Dach nach außen, da zwischen den Klimazonen ein Ausgleich stattfindet. Die Physik der Feuchte und der Temperatur sucht ein ausgeglichenes Verhältnis. Unser Wetter funktioniert im großen Maßstab auf den gleichen Prinzipien. Ohne entsprechende Maßnahmen kondensiert die von innen kommende warme Feuchtigkeit an der kühlen Seite der Dämmschicht. Das ist der sogenannte Taupunkt. Dampf wird zu Wasser und verursacht dann Feuchteschäden bis zur Schimmelbildung. Der aufsteigende Dampf kondensiert in der Dämmschicht, dadurch sinkt die relative Luftfeuchte in den Dämmfasern ab, das Wasser kondensiert und auf der Dampfsperre bilden sich langsam Wasseransammlungen, die letztlich zu den genannten Feuchteschäden führen. Viel Dämmung hilft also nicht viel, sondern bewirkt schlimmstenfalls genau das Gegenteil.
Umkehrdach
Auf einem Umkehrflachdach befindet sich die Wärmedämmung außerhalb der Abdichtung.